1. Welche Begriffe verbinden Sie spontan mit der DDR?
    Gemeinschaft / keinen Krieg mehr (mein Vater “starb für Führer, Volk und Vaterland” ),  Volkseigentum / füreinander- miteinander/ Ein Versuch, eine bessere, gerechtere Gesellschaftsordnung aufzubauen. Dieser ist leider gescheitert an der Machtbesessenheit bornierter, älterer Herren, die Kritik abschmetterten und die Signale der Zeit nicht erkennen wollten oder konnten.
  2. Woran erinnern Sie sich besonders gern?
    An die Campingreisen mit dem “Wabu” nach CSSR, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, hinunter bis zum letzten Campingplatz vor der türkischen Grenze. Das Abenteuer in Richtung Osten begann immer schon Monate vorher mit den intensiven Vorbereitungen.
  3. Woran denken Sie ungern zurück?
    An die Errichtung der Mauer 1961, obwohl sie aus meiner persönlichen Sicht, aufgrund der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung der zwei Staaten notwendig war. Wer diese Zeit bewusst miterlebt hat und versucht, objektiv zu bleiben, wird mir sicher zustimmen – es gab nur ein Gegeneinander und das mit allen Mitteln und auf allen Gebieten!
  4. Wie verlief Ihr Berufsweg?
    Gerade! Grundschule (8.Kl.) / 1.Beruf / 1957 freiwill. Armeedienst / 2. Beruf / 1 Jahr Abendschule zur Vorbereitung auf Studium / 5 Jahre Fernstudium / Einsatz als Brigadier, Abteilungsleiter und alles ohne Stasi-Vergangenheit und ohne Reue. Nach der Wende freischaffender Maler & Grafiker, 1-Mann-Firma für Glasbeschichtungen, Umschulungen und Lehrgänge zum Mediendesigner, ABM, arbeitslos, z.Z. Rentner.
  5. Was haben Sie in der Freizeit getan?
    Gelernt, gelesen, Malen und Zeichnen im Grafikzirkel, eine Frau für´s Leben gesucht und zwei Kindern das Laufen beigebracht.
  6. Wen aus der DDR verehren Sie besonders und wofür?
    Wilhelm Pieck – erster Präsident in einem Land mit schwerem Anfang, hohen Wiedergutmachungslasten, keiner Aufbauhilfe, keiner industriellen Basis, keinem Marschallplan …. aber neuen Zielen und sehr viel Mut. Natürlich auch Eberhard Esche – nicht nur wegen seines “Wintermärchens”, sondern auch seines “Hasen im Rausch” (Inhalt und Darbietung !), den ich nie vergessen werde.
  7. Was hat Ihre DDR-Vita besonders geprägt?
    Ideen entwickeln, nach Lösungen suchen, geht nicht – gibt’s nicht! Eine offene, ehrliche und kritische Haltung bewahren  und nach Möglichkeit immer erst sich selbst fragen, ob man alles richtig gemacht hat.
  8. War das Verhältnis von Männern und Frauen zueinander anders als heute?
    Ja! Wir haben miteinander und füreinander gelebt. Frauen waren m.E. in Beruf und Gesellschaft anerkannt. Sie wurden nicht ver-, sondern geachtet. Das Verhältnis zueinander war davon geprägt, dass beide einer geregelten Arbeit nachgingen, evtl. zu gleicher Zeit ein Studium absolvierten und dann aber noch Kinder betreut werden wollten – die Zeit war knapp! Ach ja, Sex hatten wir auch, aber SADOMASO war uns fremd. Es ging alles – erstaunlicherweise! Es war eine andere Zeit – man kann sie mit der heutigen nicht vergleichen!
  9. Welche Meinung hatten Sie 1990 zur Wiedervereinigung?
    Ob das gut geht ? Es ist gut, dass die Mauer gefallen ist – aber wir werden wohl zurückfallen, in eine Gesellschaft, wo Geldgier und Ellenbogen regieren. Gewinnssucht, das Markenzeichen dieser Gesellschaft, wird die sozialen Ergebnisse zunichte machen, da sie keinen Gewinn abwerfen. Rohstoffe und Absatzmärkte werden das Ziel der Begierde sein. Für Geld alles!! Ich im Osten glaubte, dass es mit “Volkseigentum” an Produktionsmitteln, Wäldern und Seen gerechter zugeht, als mit dem viel gepriesenen Privateigentum. Was wird wohl aus unseren Kindern und Enkeln werden?
  10. Welche Meinung haben Sie heute zum vereinten Deutschland?
    Ein geeintes Deutschland war immer die große Zielstellung in beiden Hälften des Landes – leider aber mit gegensätzlichen, ideologischen Ausrichtungen. Ich habe mir noch einmal den Text der NATIONALHYMNE der DDR vorgenommen – waren doch tolle Worte von Johannes R.Becher!!  Ich hätte mir eine bessere, gemeinsame Entwicklung vorstellen können, aber leider gab und gibt es auch heute ältere Herren ! ( s. unter 1. ) Wo könnte dieses Land stehen, wenn man die einmalige Chance genutzt hätte, etwas Neues aufzubauen, wenn man auf Augenhöhe verhandelt hätte. Das, was in beiden Staaten gut gelaufen ist, hätte man objektiv und kritisch auf Brauchbarkeit prüfen und übernehmen sollen. Aber Macht ist doch was Geiles und warum sollte man sie teilen, wenn man doch mit Druck und Geld alles erreichen kann? Die Worte “Volkswirtschaft” und “Demokratie”, die den Politikern heute so leicht über die Lippen kommen, sind m.E. nur Worthülsen und Täuschungen! Für mich persönlich haben sie eine andere Bedeutung. Auf Arbeitslosigkeit, Gewalt, Prostitution, ein kompliziertes Steuersystem, Drogen, Aktien und Parteien könnte man eigentlich verzichten. Lobbyisten hätten kaum eine Chance, es gäbe keinen Fraktionszwang und kein Machtgerangel der Parteien. Ach wäre das schön, wenn es keine Opposition gäbe und alle gewählten “Volksvertreter” verpflichtet wären, die Interessen der Bürger umzusetzen!
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