Mehrere Frauen haben einen Brief an den Berliner Kultursenator Klaus Lederer (Die Linke) und Kulturstaatssekretärin Monika Grütters (CDU) geschrieben. Sie beklagen darin “eine erschreckende Regelhaftigkeit übergriffiger Verhaltensmuster” bei ihrer Arbeit in der Stasi-Gedenkstätte Hohenschönhausen seitens von Vorgesetzten.

Die Frauen waren zwischen 2011 und 2018 als Mitarbeiterinnen, Volontärinnen, Freiwillige oder Praktikantinnen tätig. Sie monieren nächtliche SMS, Angebote,  zum Feierabend nach Hause gefahren zu werden, Einladungen zum Bier oder Wein, Gespräche über Bordellbesuche, unsachliches Lob für Schönheit oder Figur sowie unangemessene körperliche Nähe, wie enge Umarmungen oder Streichen über die Arme. Mittlerweile fokussieren sich die Vorwürfe auf den stellvertretenden Leiter der Gedenkstätte, der namentlich in mehreren Medien genannt wird. Zusammen mit dem Leiter der Gedenkstätte soll er für ein Klima in der Gedenkstätte verantwortlich sein, das dem Frauenbild in den 50-er Jahren entspricht – gemeint sind offenbar die fünfziger Jahre in Westdeutschland.

Die Vorwürfe haben auch deshalb eine besondere Note, weil die Leitung der Gedenkstätte sich in der Vergangenheit stets kompromisslos in allen moralischen Fragen geäußert hat. So kritisierte ihr Leiter  Hubertus Knabe die geplante Errichtung eines Marx-Denkmals in dessen Geburtsstadt Trier, weil man die kommunistischen Verbrechen nicht von Marx lösen könne: “Die Diktatoren, die für Unterdrückung und Massenmord verantwortlich waren, haben nur das ausgeführt, was er vorgedacht hat.“

Zu den Sexismus-Vorwürfen sagt Knabe: “Die Vorwürfe müssen ohne Ansehen der Person geprüft und, wenn sie sich bestätigen, mit den zur Verfügung stehenden Mitteln geahndet werden.”

Aber reichen diese Mittel aus? Vielleicht lassen sich Probleme der Ethik und Moral ja nur mittels Überwachungskameras, Mikrofonen und der Einrichtung einer neuen Behörde lösen: einer Staatlichen Agentur gegen Sexismus und Intoleranz (StASI).

 

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