1. Welche Begriffe verbinden Sie spontan mit der DDR?
    S50. Kollektiv. Neubaugebiet. Bevormundung. Sicherheit.
  2. Woran erinnern Sie sich besonders gern?
    Dave Brubeck mit “Take Five”, erlebt in Moskau. Die Band Pankow. “Die kahle Sängerin” im Theater. Die Kinderbibliothek. Das erste Jahr meiner Tochter.
  3. Woran denken Sie ungern zurück?
    An den ständig eingeforderten Dank an Partei und Staat für dieses und jenes.
  4. Wie verlief Ihr Berufsweg?
    Wehrdienst, Studium, DDR-Ministerium (mit “Anti-Haltung” laut Stasi-Akte; das Leben ist bunt), totale Abwicklung, völliger Neuanfang.
  5. Was haben Sie in der Freizeit getan?
    Gelesen. Geschrieben. Mit Freunden auf dem Fahrrad oder Moped herumgefahren. Ferngesehen, Ost wie West. Das Westprogramm haben wir bei der wöchentlichen Programmvorschau mitgeschrieben.
  6. Wen aus der DDR verehren Sie besonders und wofür?
    Stefan Heym, Franz Fühmann, für ihre Werke und ihre Vita. Menschen, die das Sowohl-als-auch sehen. Verehrung ist ein großes Wort.
  7. Was hat Ihre DDR-Vita besonders geprägt?
    Das Studium in der Sowjetunion zu Zeiten von Perestroika und Glasnost.
  8. War das Verhältnis von Männern und Frauen zueinander anders als heute?
    Weniger Gender, mehr tatsächliche Gleichberechtigung. Frauen hatten einen Beruf, arbeiteten darin und waren dadurch ökonomisch unabhängig.
  9. Welche Meinung hatten Sie 1990 zur Wiedervereinigung?
    Die DDR war zu einem absurden Theater geworden. Ich war für einen Intendantenwechsel und die Umstellung des Spielplans auf Realismus. Das Theater wurde abgerissen, die Immobilie verscherbelt.
  10. Welche Meinung haben Sie heute zum vereinten Deutschland?
    Das Land der tausend Möglichkeiten. Dem aber offenbar eine DDR als Alternative fehlt, weil die Gewerkschaften jetzt nicht mal mehr mit dem großen bösen Bruder drohen können. So dass oft nur viereinhalb Möglichkeiten bleiben.

    Und falls Sie noch Ihren Lieblings-Ostwitz loswerden wollen: nur zu.

    Anfrage an Radio Jerewan: Stimmt es, dass der Dichter Majakowski Selbstmord begangen hat, und was waren seine letzten Worte?
    Antwort: Ja, das stimmt. Seine letzten Worte waren: “Nicht schießen, Genossen.”
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